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Mit dem Nachtbus ging es für mich von Bagan nach Kalaw. Bereits um 4 Uhr früh kam ich in dem beschaulichen Örtchen an und glücklicherweise durfte ich in meinem Hotel gleich das Zimmer beziehen und seelig weiterpennen.

Nach einem leckeren Pancake-Frühstück (hatte ich erwähnt, dass die Route Banana-Pancake-Route heißt? :-P) machte ich mich auf die erste Erkundungstour.

Kalaw war früher ein Frischlufterholungsgebiet für die damaligen Kolonialherren und ich kann genau verstehen warum! Das kleine Dörfchen in den Bergen Myanmars hat ein nahezu mediterranes Flair, was unter anderem daran liegt, dass hier Pinien und Kiefern wachsen, die den typischen Duft eines Italienurlaubs versprühen – herrlich! Nachdem ich ich meine Trekkingtour bei einer der Agenturen vor Ort fix gemacht hatte, machte ich noch eine kleine Wanderung zu einer Pagode, die größtenteils  in einer Höhle liegt und bestieg so etwas wie den „Hausberg“. Alles in allem kein schlechtes Pensum, das verlangte nach Erholung! Leider gibt es in Kalaw ancheinend nur drei Massagestudios, von denen zwei Mittwochs zu haben -,- Das Dritte konnte ich ums Verrecken nicht finden, aber der Freundlichkeit der Burmesen sei Dank, klappte das doch noch (ich hatte einfach in einem Hotel nachgefragt, in dessen Nähe sich das „Studio“ befinden sollte. Der Besitzer rief kurzerhand den Masseur an, sagte Bescheid, dass ich vorbeikommen wolle und kurze Zeit später wartete dieser schon an der Straße auf mich – von da an waren es tatsächlich nur noch 2 Gehminuten, aber echt ziemlich versteckt). Der Masseur Soe Thein ist hier berühmt für seine traditionelle burmesische Massage. Bereits sein Großvater war Masseur (Soe Thein ist bestimmt auch schon gut über 70) und seine ganze Familie hat von ihm gelernt. Und was soll ich sagen? Es war Erholung pur! Interssanter Fakt: bei dieser Massage bleibt man vollständig bekleidet.

Bestens durchgeknetet organisierte ich mir danach nur noch eine Kleinigkeit zu Essen und ging dann zurück ins Hotel, um mich für die große Trekking-Tour am nächsten Tag vorzubereiten.

PS: während meiner kleinen Wanderung ging ich in ein Café mit einer tollen Aussicht, wo ich einen Avocado-Erdbeer-Smoothie, der mehr Mousse war als Getränk, probierte – definitiv etwas, dass ich zuhause übernehmen werde! 🙂

Trekking Tag 1

Gleich vorweg: da ich erst einige Tage später dazu gekommen bin, den Blogbeitrag zu schreiben, sind viele Erlebnisse der Trekkingtour nicht mehr ganz so stark in Erinnerung, aber ich habe mir Mühe gegeben, alles soweit wie möglich zu rekapitulieren 😉

Also los geht’s mit Tag 1!

Wir trafen uns morgens bei unserer Trekkingtour Ever Smile. Es stellte sich heraus, dass wir eine eher mittelgroße Truppe sind, was mich persönlich sehr freute (zu viele ist anstrengend und zu wenig langweilig). Ein holländisches Pärchen, drei Deutsche, eine Schwedin und unser Trekkinguide Aki sollten die nächsten drei Tage meine Wegbegleiter sein und was soll ich sagen? Ich hätte es nicht besser treffen können! Zunächst ein mal zu Aki: Aki ist die Tochter der Gründerin der Trekkingagentur. Sie ist 20 Jahre alt und führt Touren seit sie 12 ist! Ich hatte zuvor schon auf Tripadvisor von ihr gelesen und war überglücklich als ich erfuhr, dass sie unser Guide sein sollt. Aki ist eine unglaublich aufgeschlossene, moderne junge Frau. Mehr zu ihr erzähle ich euch nachher 🙂

Und auch die Gruppe war der Hammer. Wir verstanden uns alle auf Anhieb und wurden schnell zu einem eingespielten Team.

Am ersten Tag wanderten wir gut 25km durch die unterschiedlichsten Landschaften. Von dschungelartigen Wäldern, über nahezu mediterrane Pinienlandschaften bis hin zu roter Wüste war alles dabei. Dabei erzählte uns Aki sehr viel über ihr Land, ihre Kultur und ihre Einstellung und natürlich auch die seltsamsten Stories von ihren Reisegruppen. Mittags machten wir Pause in einem kleinen Dorf, wo wir von einem älteren Ehepaar sehr herzlich empfangen und bekocht wurden. Was mich für so ein kleines Dorf mitten in den burmesischen Bergen echt erstaunt hat: viele der Häuser und zum Teil auch einfachen Bambushütten waren mit Solarpanelen ausgestattet.

Gut gestärkt ging es dann weiter. Ein Stück entlang von Bahnschienen versuchten wir sogar einen Zug aufzuhalten (die fahren hier sehr langsam) – laut Aki klappt es manchmal, dass der Schaffner die Gruppen mit aufspringen lässt. Diesmal leider nicht, aber wir hatten ja schließlich auch eine Trekkingtour und keine Zugfahrt gebucht 😛

Abends kamen wir dann an unserem ersten Home Stay an. Eine Familie in einem kleinen Dorf wartete bereits mit kühlem Bier auf uns – herrlich! Nach und nach wurde uns dann ein Wahnsinnsfestmahl mit Fischcurry, verschiedenen Beilagen, Obst und und und aufgetischt. Am Ende wurde es ein seeehr geselliger und süffiger Abend, den wir am nächsten Tag auch direkt spürten 😉

Ab ins Bett! Im Wohnzimmer der Familie war für uns ein Lager mit dünnen Matratzen und dicken Wolldecken aufgebaut worden. Tatsächlich schliefen wir alle sehr gut.

Trekking Tag 2

Am nächsten Tag ging es nach einem leckeren Pancake-Frühstück schon sehr früh los. Aki erklärte uns, dass wir uns mit einer weiteren Gruppe, die nur eine 2-Tages-Tour machte, zusammenschließen würden (so richtig verstanden, warum, hatte ich nicht, aber vermutlich eher personell bedingt seitens der Agentur). Nachdem wir schon 1,5 Stunden gewandert waren, trafen wir unsere neuen Mitglieder. Zwei Mädls aus Irland, ein Mädl aus Tschechien, das aber in Japan lebt, einen Schweizer und eine Britin, die in Yangon als Lehrerin arbeitet.

Um ehrlich zu sein, hatte sich unsere Gruppe am ersten Tag schon so aufeinander eingespielt, dass es mit den neuen Mitgliedern etwas schwierig war, zumal sich die zwei Irinnen gleich von Anfang an abkapselten. Trotzdem haben wir uns alle gut verstanden und am Ende wollten wir ja alle das Gleiche: Wandernd zum Inle Lake gelangen 🙂

An diesem Tag standen gut 20km auf dem Programm. Mittags gab es wieder Essen bei einer Familie und Nachmittags peilten wir dann einen Fluss an, in dem wir baden konnten. Was für eine Wohltat! Wir waren alle ganz rot vom Staub und nachdem uns Stehklo und Badebottich im Home Stay am ersten Tag nicht so anlachten, hatte unsere Gruppe beschlossen, bis zum Inle Lake eher zu stinken 😀 Der Fluss kam also genau richtig 😉

Danach peilten wir unseren nächsten Home Stay an. Wir hatten allerdings die Wahl, ob wir dort oder in einem benachbarten Kloster schlafen wollten. Wir waren natürlich alle total scharf auf das Kloster (also die, die in der ersten Nacht schon in einem Home Stay waren). Jeder wollte einmal miterlerben, wie es ist, mit buddhistischen Mönchen aufzustehen und ihre morgendliche Prozedur zu beobachten. Leider hatten die Mönche keinen Bock auf uns. Aki wurde von einem sogar richtig barsch angemacht. Wir hätten zwar anscheinend trotzdem dort schlafen können, aber wir fühlten uns einfach nicht willkommen, weshalb wir uns für das Home Stay entschieden. Wir wollten aber sehr früh aufstehen, um das Gebet der Mönchen um 5 Uhr mitzuerleben.

Das mit dem Buddhismus in Myanmar ist so eine Sache: ich habe ihn hier völlig neu kennengelernt. Myanmar zählt zu einem der buddhistischsten Ländern der Welt, aber ich habe hier zum ersten Mal erlebt, dass Buddhismus nicht immer friedlich ist. In der Vergangenheit kämpften Buddhisten gegen Muslime (Aki „Mönche, die töten“) und da es für Männer in Myanmar Pflicht ist, mind. zweimal in ihrem Leben als Mönch in einem Kloster zu leben, ist es nun eben Pflicht und keine Berufung und das merkt man. Gerade die jungen Mönche können auch respektlos und aufbrausend sein, wie der, der Aki im Kloster angemacht hat. Er hat ihr einfach mal ein herzlichen „Fuck you“ auf burmesisch ins Gesicht geschleudert. Das hätte ich nie erwartet!

Ich kann verstehen, dass man als Jugendlicher (man geht einmal als Kind und einmal als Jugendlicher ins Kloster) vielleicht Besseres zu tun hat, aber so ein Verhalten…

Naja, wir ließen uns davon nicht entmutigen. Nach einem weiteren unfassbar leckerem Abendessen bei einer burmsischen Familie hatten wir alle wieder einen sehr lustigen und geselligen Abend. Aki stellte uns so viele Fragen über die westliche Kultur, insbesondere über Sex und Beziehungen. Sie ist seit 1,5 Jahren mit einem britischen Aussteiger zusammen, der in einem Hostel am Inle Lake arbeitet. Sie nutzt jede Trekkingtour dorthin, um ihn zu sehen. Ihre Mutter ist da glücklicherweise sehr aufgeschlossen und überhaupt sehr fortschrittlich. In Myanmar ist es übrigens üblich, dass die Frauen mehr arbeiten als die Männern. Aki erklärte uns hierfür einen Grund: die Männer sollten zu Hause bleiben und dort zum Beispiel einen Kiosk führen und auf die Kids aufpassen und die Frau fährt zum Arbeiten in die Stadt, denn sobald Männer in die Stadt fahren, hätten sie die Gelegenheit zu Prostituierten zu gehen und indem die Frauen sie daheim hielten, konnten sie sie davon abhalten. Prostitution scheint laut Aki ein massives Problem zu sein, aber gut versteckt und für das touristische Auge kaum erkennbar. Was allerdings mit dieser „Heimhaltung“ einhergeht ist Alkoholismus: bereits früh am morgen wird Whisky und Rum getrunken, der übrigens günstiger ist als Bier.

Aki erzählte uns so viel über ihre Kultur, das kann ich alles gar nicht in einem Blog verarbeiten. Ich bin so dankbar, dass wir sie als Guide hatten und dass sie uns solche Einblicke gewährt hat.  Übrigens konnte ich ihr auch ein bisschen helfen: sie möchte ihre Agentur bewerben und ich hab ihr Tipps gegeben, was sie in den Fokus stellen sollte und wo und wie es gut wäre zu werben – ich bin gespannt, ob sie was davon umsetzen wird 😉

Naja, weiter im Text: Früh morgens klingelte der Wecker – wir wollten ja schließlich ins Kloster. Im Kloster war es allerdings verdächtig ruhig. Wir hörten die Mönchen sogar schnarchen. Tja, die haben uns doch tatsächlich verarscht. Sie wussten, dass ein paar von uns kommen wollten und haben ihre Prozedur dann entweder früher gemacht oder ausfallen lassen. Naja…

Und was ich noch vergessen habe: wir sind am zweiten Tag bevor wir uns mit dem neuen Teil der Gruppe getroffen haben, noch ein bisschen getrampt. Wir haben ganz einfach einen Truck mit Ladefläche aufgehalten und der hat uns ein paar Kilometer mitgenommen – einfach so. Laut Aki, macht man das hier einfach so.

UND ich habe sie tatsächlich probiert, die Betelnuss-Kautabak-Ekelpackung, die hieralle so genüsslich rumrotzen. Einmal reicht 😛

Trekking Tag 3: Endlich am Ziel

Inle Lake wir kommen! Hoch motiviert und nach einem guten Frühstück machen wir uns auf zur letzten Etappe unserer Tour. Je näher wir dem See kamen, desto grüner wurde die Landschaft. Wieder ein vollkommen anderes Bild! Nach 4 Stunden waren wir dann endlich am Ziel: der Inle Lake! Woop woop! Wir hatten noch ein gemeinsames Mittagessen bevor wir in Booten über den See zur kleinen Stadt Nyaung Shwe gebracht wurden, wo wir dann alle zu unseren Hostels ausstrahlten. 

Wir (zumindest der erste Teil der Gruppe) wollten uns dann abends wieder treffen.

Inle Lake

Endlich angekommen in meinem Hostel! Ich wollte nur noch eine gute Dusche und Familie und Freunden Bescheid geben, doch leider wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht: in der ganzen Stadt war Stromausfall. Nach einer recht schwachen Dusche im Dunkeln war ich dann doch mal kurz genervt :-/ Ich wusste ja auch nicht, wie ich die anderen erreichen sollte. Ich entschloss kurzerhand in das Hotel von dem holländischen Pärchen zu gehen, das nicht weit von mir entfernt war und dort nach ihnen zu fragen. Wie sich herausstellte, hat so gut wie jedes Hotel einen Notfallgenerator – nur meins nicht. Glücklicherweise waren Niek und Sabrina noch da und ich war so dankbar, dass ich mich ihnen „aufdrängen“ durfte. 

Gemeinsam gingen wir erstmal zu einem der vielen Massagesalons und ließen und verwöhnen. Nach einer gründlichen Pediküre sahen Sabrinas und meine Füße dann auch wieder menschlich aus 😛

Danach trafen wir uns mit dem Rest der Gruppe in einem Restaurant und ließen den Abend ausklingen.

Am nächsten Tag trafen Niek, Sabrina, die Schwedin (Laura) und ich uns wieder, um eine gemeinsame Bootstour über den Inle Lake zu machen (ich hatte Nachts dann übrigens wieder Strom und WLAN in meinem Hostel). 

Die Bootstour war der Wahnsinn! Wir konnten direktdie berühmten Einbeinrudrer bewundern, besuchten eine Silberschmiede, eine Tabakfabrik und weitere traditionelle, handerwerkliche „Fabriken“. Nach einer gewissen Zeit, hatten wir dann aber genug von Souvenier-Sightseeing und ließen und zu einer Art Insel im Inle Lake bringen, auf der es Hunderte alte Stupas ähnlich wie in Bagan gibt und einen kristallklaren Fluß. Dort verbrachten wir dann größtenteils den Nachmittag. Danach ging es mit dem Boot zurück und wir konnten den Sonnenuntergang am See genießen. Insgesamt waren wir gut 8 Stunden unterwegs und gönnten uns dann erstmal wieder eine Massage. Danach gingen wir noch in ein unfassbar gutes indisches Restaurant. Insgesamt ein unfassbar schöner und entspannter Tag.

Ab da war es jedoch an der Zeit, Abschied zu nehmen. Sabrina, Niek und Laura blieben noch einen Tag (tatsächlich ist das die einzige Station, wo ich sage, da wäre ich gerne noch einen Tag länger geblieben. Natürlich vor allem wegen der Leute, aber von Inle selbst habe ich nicht so viel mitgekriegt bzw. von der Stadt Nyaung Shwe und ich hätte gerne noch einen Radlausflug in die Berge zu einem der Weingüter gemacht. Dafür ist die Region bekannt. Aber mei, es war trotzdem schön und ich trauere dem jetzt nicht all zu sehr nach) und für mich ging es am nächsten Tag an den Strand. 

Insgesamt waren das Trekking und Inle Lake eine sehr schöne Erfahrung. Ich habe tolle Leute kennengelernt, deren Bekanntschaft mit Sicherheit auch nachhaltig sein wird (wir planen da ja schon einen gemeinsamen Trip auf die Philippinen nachdem sie uns alle zur Wiesn in München überfallen werden – @Alex: erklär ich dir dann ^^). Außerdem durfte ich viel Kultur, Natur und Geschichte des Landes erfahren und um jetzt doch noch ein bisschen Werbung zu machen: wenn ihr hier mal trekken gehen solltet, dann schnappt euch Aki von Ever Smile 😉

Jetzt freue ich mich auf noch ein paar Tage Strand und dann geht es leider schon wieder zurück 😉

Good to know

  • Mein Hostel: Full Moon Guesthouse in Kalaw, während Trekking Home Stay, DJ House in Nyaung Shwe (Inle Lake)
  • Food Tipp: Avocado-Strawberry-Smoothie
  • 3 Tage Trekking mit Aki und Ever Smile zum Inle Lake

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