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Mein aktueller Blogeintrag hat leider etwas auf sich warten lassen – das liegt daran, dass das Internet im Amazonas quasi nicht vorhanden ist 😉

Also wie ihr ja jetzt wisst: ich war die letzten Tage im Amazonas – in Leticia um genau zu sein und bin wieder einmal überwältigt – das absolute Kontrastprogramm zu Bogotá (und nicht nur wegen des Klimas)!

Aber nun von vorne: bereits der Anflug über die nahezu unendlichen Weiten des Regenwalds ist ein Erlebnis für sich – man fragt sich erstmal: wo zum Teufel sollen wir denn eigentlich landen?! Aber tatsälich: quasi mitten im Urwald gibt es einen sehr kleinen Flughafen (bloß 1,5km von der Stadt Leticia entfernt).

Auf dem Hinflug klettete sich ein Argentinier an mich. Zuerst dachte ich, ja ok, dann gehe ich wenigstens nicht alleine durch eine fremde Stadt – großer Fehler! Als wir in Leticia ankamen, hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo es zu meinem Hostel ging. Der Argentinier wollte mich begleiten und anstatt meinem Orientierungssinn zu vertrauen, fragte er lieber Einheimische – mit dem Ergebnis, dass wir 4 mal (bei 38°C!!) in die falsche Richtung geschickt wurden, nur um am Ende  genau auf dem Weg zu landen, den ich ursprünglich gewählt hatte – großes Kino! Dafür entschädigte der Pool in meinem Hostel allerdings umso mehr 😉 Doch die nächste Dreistigkeit folgte sogleich: der Argentinier quartierte sich einfach mal in mein Zimmer ein – hatte ich was nicht mitbekommen?! (hätte mich nicht gewundert – wegen seines starken Akzentes verstand ich die Hälfte von dem was er sagte gar nicht). Doch letztendlich schaffte ich es, ihn mithilfe der Hostelbetreiber wieder auszuquartieren – danach war ich bei ihm etwas unten durch, aber das war es mir Wert – endlich Ruhe ^^

Mein Hostel war ein echter Glücksgriff: tolle Lage, schöne Zimmer, Pool, frische Früchte und Kaffee zum Frühstück und vor allem die Betreiber (3 Brüder) machten den Aufenthalt zu einem echt schönen Erlebnis. Leticia ist außerdem eine wirklich schöne, kleine bunte Stadt. Besonders: jeden Abend um die gleiche Zeit kommen tausende von Papageien in einen bestimmten Park – ein Wahnsinns-Spektakel!

Aber nochmal zum Hostel: Vor allem Jose (der zufälligerweise auch sehr gut Englisch sprach) setzte Himmel und Hölle für mich in Bewegung. Er wusste, dass ich gerne eine Dschungel-Tour machen wollte, aber keinen Bock auf Touri-Kram (damit meine ich Sachen mit Kaffeefahrt-Charakter) hatte und hatte mir daher gleich für den nächsten Tag eine super Tour organisiert (dazu später mehr).

An meinem ersten Abend hat er dann auch noch eine kleine Moped-Spritztour mit mir unternommen – so sind wir mal eben schnell nach Brasilien rübergedüst 🙂 Ein gelungener Start.

Am nächsten Tag brach ich früh zur der von Jose organisierten Dschungel-Tour auf. Diese machte ich mit Léo – einem Indigeno (Einheimischer) aus einem der Amazonas-Dörfer. Spätestens als man mir Gummistiefel in die Hand drückte und Léo eine Machete auspackte, wusste ich: es geht tatsächlich in den richtigen Dschungel.

Und so war es auch: ein wirklich einmaliges Erlebnis! Man hat ein bisschen das Gefühl in eine Szene von Avatar geraten zu sein. Ehrlich gesagt, bin ich noch gar nicht richtig dazugekommen, das alles zu verarbeiten. Schaut euch am besten die Bilder unten an – das sagt mehr als tausend Worte 🙂 Eine Besonderheit will ich jedoch noch erwähnen: Léo führte mich während der Tour auch noch zu einem Einheimischen-Stamm, wo ich sehr herzlich empfangen wurde. Das „Stammesoberhaupt“ erzählte mir viel von ihrer Geschichte (den Akzent der Einheimischen verstand ich im Übrigen allemal besser als den des Argentiniers :P), wir nahmen zusammen eine Prise Schnupftabak und kauten Coca. Danach bekam ich noch ein tolles Mittagessen bestehend aus Kochbanane, Dorade und Yuka-Fladen mit einer Soße, die wie ich ihm Nachhinein erfahren habe, aus Ameisen gemacht wird – aber sehr lecker 😉 @Steffi F.: das Oberhaupt hat mir auch viel über Drogen erzählt und ich hatte im Vorfeld rausgefunden, dass es in Leticia einen Schamanen gibt, der Ayahuasca-Rituale macht. Ich hab die Gelegenheit genutzt und das Oberhaupt mal drauf angesprochen: Seine Worte „sau gefährliche und sau dumme Touristenattraktion – würde er nie machen“ – damit hatte sich die Sache für mich auch erledigt 😉

Nach meiner Rückkehr von der Tour freute ich mich erstmal auf den Pool. Danach schaute ich mit meinen Hostel-Jungs bei kühlem Cerveza noch die WM-Quali Kolumbien-Paraguay an – das ist genauso wie man es sicht vorstellt: es passiert rein gar nichts im Spiel, aber die 3 (!) Kommentatoren reden sich den Mund fusselig 😛

Abschließend ging es mit Jose nochmal auf Spitztour: wir holten uns von einem Stand eine Art „Yuca-Wrap“ und gingen danach noch in eine Bar, die ein bisschen ans Crash erinnerte – alles in allem ein schöner Ausklang 🙂

An meinem dritten Tag wollte ich mich langsam mal um meine Weiterreise kümmern – ohne Internet gar nicht mal so einfach. Es gab eine Art Internetcafé/ Reiseagentur mit eher mäßigen Internet (aber immer noch das beste in ganz Leticia!). Mein ursprünglicher Plan war, von Leticia zurück nach Bogotá zu fliegen und von da nach Manizales (Direktflüge LET-MAZ gibt es nicht) – doch Pech gehabt: für den Tag an dem ich abreisen wollte und auch für den darauffolgenden gab es keine Anschlussflüge. Doch wie es der Zufall so wollte, geschah am morgen, bevor ich ins Internetcafé ging folgendes: ich hatte im Hostel tatsächlich kurz Internet und empfing eine Whatsapp von Tobis Schwester Steffi: wir wollten uns gegen Ende meiner Reise bei ihr in Tunja treffen. Ursprünglich wollte sie zuvor noch in ein anderes Dorf. Ihre Pläne hatten sich allerdings geändert und sie schrieb nur „du kannst kommen wann du willst“ – perfektes Timing! Ein kurzes Telefonat und schon war klar: mein nächstes Ziel würde Tunja sein (von LET nach Bog kommt man nämlich täglich und von Bogotá fahren im 10 Minuten-Takt Busse nach Tunja).

Guter Laune machte ich mich dann an meinen letzten Tag im Amazonas. Ich machte einen Ausflug in das Dorf Puerto Nariño, welches auch nur über eine 2 Stündige Bootsfahrt über den Amazonas erreichbar ist. Ein wunderschönes, buntes Dorf – ein toller Abschluss.

Am nächsten Tag hieß es: Adios Amazonas und Hola Tunja!

Der Amazonas war wirklich ein einmaliges Erlebnis und gerne wäre ich auch noch länger geblieben, aber hier kommt der Wehrmutstropfen: wer im Amazonas etwas erleben will, der muss blechen – und zwar ordentlich! Als Tourist kann man leider nicht viel auf eigene Faust unternehmen (zu gefährlich, zu unbekannt) und dass wissen die Leute dort – dementsprechend können sie für Touren etc. eine schweine Geld verlangen…schade… aber ich finde, ich hab das Beste draus gemacht 🙂

Und noch was: ich hätte noch gerne tausend Sachen im Blog geschrieben, aber wie gesagt, ich muss das Erlebte auch erstmal verarbeiten und bevor zu viel Zeit verstreicht… 😉

Pfiads eich!

PS: Mein Schnupfen war tatsächlich schlagartig vorbei als ich im Amazonas ankam 😉

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